Der werte Herr und ich wollten dich heute noch besuchen. In das Heim, wo sie dich hingebracht haben, damit wir sicher gehen konnten, dass du gut versorgt bist.
Doch als ich heute morgen durch das Telefon geweckt worden bin, hatte ich auch schon ein schlechtes Gefühl. Und als ich gehört hatte was meine Schwiegermama in spe gesagt hat, wusste ich wieder einmal dass man sich auf seine Intuition immer verlassen kann.
Ich hab mich vorher schon auf das Schlimmste eingestellt. Sie haben erzählt, dass es dir unglaublich schlecht ginge. Du jeden Tag mehr und mehr abbauen würdest.
Du schon längst verstorbene Menschen im Raum umher gehen siehst. Das du noch mehr Probleme hattest, deine Familie zu erkennen. Selbst deinen Sohn hast du zwischendurch nicht erkannt.
Ich habe mir vorgestellt, wie du da in deinem Bett liegst, von Schmerzen geschüttelt und einfach wieder mehr in der Vergangenheit lebst. Das hattest du ja schon manchmal, wenn wir dich besucht haben. Oder euch Wasser gebracht haben.
Ich hab so gut es geht, versucht mich auf deinen Verfall einzustellen. Aber dennoch hatte ich Angst vor der Begnung mit dir. Doch soweit kam es gar nicht.
So kann ich dich in guter Erinnerung behalten.
Wie du immer so sehr mit deinem Mann und deinem Sohn geschimpft hast.
Wie du an Weihnachten, ein Gedicht vorgelesen hast und vor Freude geweint hast.
Wie du immer Plätzchen für den werten Herren und mich geholt hast.
Wie du mir immer Wasser angeboten hast und extra eine neue Flasche geholt hast, obwohl mein Glas schon voll war.
Wie du mich, bei unserem ersten Treffen, alle fünf Minuten nach meinem Namen gefragt hast.
Wie du mich immer Annerl gerufen hast. Deine Freude in den Augen wenn ich dich begrüßt habe.
Wie du immer erzählt hast, dass du so gerne gesungen hast.
Oder auch die Geschichte mit deinen Zähnen, die laut dir in der Schürze lagen, aber dann doch später im Schrank beim Geschirr lagen.
Und die vielleicht schönste Erinnerung: Wie du mich damals, bei meinem ersten Weihnachtsfest mit euch, ganz hochoffiziel in der Familie aufgenommen hast.
Klar, tut es weh, dass du nun für immer weg bist. Aber ich denke es ist besser für dich. Die Schmerzen, die du in der letzten Zeit hattest ertragen müssen, waren grausam. Ich fand es schon immer schlimm, dich nach der Dialyse zu sehen.
Aber ich weiß, dass es dir nun besser gehen muss. Wenn du da oben fröhlich pfeifend herumlaufen kannst oder endlich nicht mehr so verwirrt im Kopf bist. Trotz allem, werde ich dich furchtbar vermissen.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
3 Kommentare:
ich mag die art wie du schreibst :)
http://join-the-shining.blogspot.com
Schatz. Ich rufe dich nachher an. Liebe dich...
Anna...... es tut mir leid....
Ich hab dich lieb.
Bleib stark.
Kommentar veröffentlichen